L.I.S.A.: Wird die Krise das Land verändern? Und wenn ja, was glauben Sie, steht dem Land in der nächsten Zeit bevor?
Aswestopoulos: Sollte es weiterlaufen wie bisher, dann wird alle paar Monate ein weiterer EU-Krisengipfel fällig. Denn bisher wurde von europäischer Seite immer nur versucht, die Finanzmärkte zu beruhigen. Es wurde weder an einen Wirtschaftsaufbau gedacht, noch daran zumindest das Überleben der ärmsten Bevölkerungsschichten zu sichern. Bisher haben die politischen Parteien im Land schlicht darauf geachtet, sich selbst abzusichern. Sie haben im Land keinerlei moralische Autorität mehr.
Folgerichtig radikalisieren sich die Bürger und werden somit für Populismus jeglicher Couleur anfällig. Sie haben teilweise bis zu fünfzig Prozent ihres Einkommens verloren, sofern sie noch Arbeit haben.
Renten werden bis unter die Armutsgrenze gekürzt. Einkommen auch unter dem absoluten Existenzminimum besteuert. Die Arbeitslosenzahlen explodieren, die Inflation steigt. Allerdings wurden die bekannten Unbekannten, die reichen Steuerflüchtlinge bisher kaum tangiert. Das sind Zutaten in Rezepten für Mord und Totschlag.
Erneut steht Europa diesem Problem eher passiv gegenüber. Vielmehr sorgen zahlreiche Äußerungen europäischer Spitzenpolitiker dafür, dass das Land nun noch ein paar Monate auf Neuwahlen warten müssen. Dadurch geht bei vielen Griechen der letzte Rest an Vertrauen in europäische Werte verloren.
Ohne das Vertrauen der eigenen Bürger kann die griechische Wirtschaft jedoch nicht gerettet werden. Die sozialen Strukturen im Land zerbrechen immer mehr so dass in naher Zukunft mit weiteren Krawallen und chaotischen Zuständen gerechnet werden kann.